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Lieber Martin Rütter
unlängst wurden Sie in den Medien zitiert, dass Sie es für ein Unding halten, dass ältere Menschen in Tierheimen keinen Hund mehr bekommen. „Das ist ein Thema, was ich hasse wie die Pest“, sollen Sie gesagt haben.
Wir sind da voll und ganz Ihrer Meinung.
Unser Altersrekord ist eine 93jährige, der wir einen Hund vermittelt haben.
„Wirklich, Leute, die sind 65, und schreiben mich an ‘Ich krieg keinen Hund mehr im Tierheim‘. Wie bescheuert ist das?“ Genau. Total bescheuert. Finden wir auch.
Aber passiert das denn überhaupt wirklich so?
Es mag sein, dass es das eine oder andere Tierheim gibt, das eine Altersbeschränkung hat. Wir kennen jedoch keines.
Die Schreiben werden sicher so bei Ihnen eintreffen. Aber haben Sie, lieber Herr Rütter, mal gegengeprüft, ob die Vermittlungsgespräche in den Tierheimen tatsächlich so stattgefunden haben, wie man es Ihnen geschildert hat?
Wie erleben wir das Woche für Woche?
Ein 60jähriger hatte sich auf unserer Webseite einen jungen kräftigen und sehr sportlichen Hund ausgesucht. Als er bei uns eintraf, tatterte der Mann mühselig bis zum Büro.
Den Stift zum Ausfüllen der Unterlagen konnte er kaum halten, weil nicht nur seine Beine, sondern auch die Hände nicht mehr richtig funktionierten. Der Stift fiel immer wieder runter, aber er konnte sich nicht danach bücken. Seine Frau musste einspringen. Doch die wollte nicht mit dem Hund Gassi gehen, denn es sollte ja der Hund ihres Mannes werden.
Es musste aber unbedingt dieser Hund sein, denn er soll ja was hermachen und den Mann beschützen. Dass er den Hund gar nicht anleinen kann, geschweige denn sicher an der Leine führen, leuchtete dem Mann nicht ein. Außerdem hatte er ja schon seit 30 Jahren Hunde. Wir seien halt inkompetent, sowieso unfreundlich und wollen gar keine Tiere loswerden, wütete er.
Lieber Herr Rütter, Sie weisen zurecht darauf hin, dass gerade Senioren gut geeignet sind für ein Haustier, weil sie viel Zeit haben.
Leider nutzen sie diese Zeit nach so einer vermeintlichen Kränkung dann oft, um rührselige Geschichten gegen das Tierheim durch die Welt zu posten und erfreuen sich an Medien, Promis und jeden, der auf ihre unehrliche Schilderung hereinfällt und in ihre Empörung einstimmt.
Wie gesagt, wir haben nach oben keine Altersbeschränkung, haben schon hunderte von Tieren an Arbeitslose, Blinde, Schwule, Rollstuhlfahrer, Menschen mit 12-Stunden-Jobs, Kinderreiche, Ausländer usw. vermittelt.
Aber wenn wir z.B. ein homosexuelles Pärchen ablehnen, heißt es, wir seien schwulenfeindlich (dabei erfahren wir ja meist gar nicht, wer wie was – und es ist uns auch wurscht).
Arbeitslose beklagen sich, dass man nur als Arbeitender einen Hund bekäme; Menschen mit Job verbreiten, wir würden nur an Arbeitslose vermitteln; Menschen mit einer 3-Zimmer-Wohnung jammern, wir hätten sie abgelehnt, weil sie kein Haus hätten, ...
Alles Quatsch.
Oder wie war die Geschichte mit dem Pärchen, das sich im Netz darüber beklagte, dass wir bei google earth ihre Wohngegend überprüft hätten und dabei arrogant über ihren großen Pool hergezogen seien?
In der Tat bemühen wir manchmal Tante Google. Der Pool gefiel uns, aber wir fanden heraus, dass der Hund in Zwingerhaltung sollte. Und das ist für uns ein No Go.
Das hatten die Empörten anders in die Welt gepostet.
Übrigens Google Recherche:
Interessenten suchten eine Freigänger-Katze. Sie bezeichneten ihre Wohnumgebung als ruhig und direkt an einem Wald gelegen.
Unsere Messung bei Google ergab eine Entfernung von 50 Metern zwischen ihrer Wohnung und einer 6-spurigen Autobahn und der „Wald“ entpuppte sich als Schleife der Straßenbahnendhaltestelle, in deren Mitte 16 Kiefern standen.